Von YouTube-Stars bis Fake News
Was Kinder und Jugendliche in BibLab-Workshops lernen
Eva Weiler ist als Medienpädagogin für das BibLab der Stadtbücherei Heidelberg in Kitas und Schulen unterwegs. In Workshops vermittelt sie Kindern und Jugendlichen digitale Medienkompetenz und schaut mit ihnen über den Tellerrand hinaus, den die Digital Natives als Anwenderinnen und Anwender im Alltag kennen. So programmieren Vorschulkinder eine Roboterbiene, Ältere versetzen sich in die Rolle von YouTube-Stars oder lernen kritisch Fakten und Fake News zu unterscheiden.
Eva Weiler ist studierte Soziologin, Erziehungswissenschaftlerin und Medienpädagogin. Seit über zehn Jahren ist sie als zertifizierte Referentin tätig. Wir haben ihr drei Fragen zum BibLab gestellt.
Frau Weiler, wie steht es um die Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen, die sie bei BibLab treffen?
Eva Weiler: Medienkompetenz bedeutet, dass ich Medien zielgerichtet nutze und hinterfrage. Das ist bei jüngeren Kindern schwierig. Die Kinder wachsen mit digitalen Medien auf, sie nutzen die, die man ihnen gibt. In der 4. oder 5. Klasse haben sie zwar ein gutes Gefühl dafür, aber machen sich zu wenig bewusst, in welcher Welt sie sich damit befinden. Nur ein kleiner Teil der Eltern setzt sich mit den Kindern hin, wenn sie ihr erstes Smartphone bekommen – meist ist das in der 5. Klasse. Die Jugendlichen der 8. Klassen, die ich treffe, fühlen sich sehr medienkompetent. Sie kennen Begriffe wie Fake News, aber wissen nicht, wie man sie erkennen kann. Mir ist wichtig, dass sie erfahren, wo sie vertrauensvoll etwas nachlesen können, zum Beispiel auf den Portalen Handysektor oder Klicksafe.
Was lernen die jungen Teilnehmenden in den BibLab-Workshops?
Eva Weiler: In den Workshops stellen wir anhand von Beispielen die Verbindung zwischen den Kindern und Jugendlichen zu den einzelnen Anwendungen her. Das fördert die Medienkompetenz: Im Workshop zu YouTube für die 5. Klassen müssen die Kinder selbst ein YouTube-Video produzieren und verkaufen. So verstehen sie, dass die Inhalte des Internets kostenlos erscheinen, die „netten“ YouTuber aber mit ihnen Geld verdienen. Im Netiquette-Workshop lernen Viertklässlerinnen und -klässler, wie man sekundenschnell mit einem Greenscreen ein Bild projiziert, das es in Wirklichkeit nicht gibt. Wir sprechen über den Umgang miteinander im Internet, der nicht anders sein sollte, als wenn man sich als echte Menschen in der Schule begegnet. In den 8.-Klasse-Workshops zu Fake News arbeite ich momentan mit Nachrichten zum Thema Corona oder der Ukraine. Die Jugendlichen finden heraus, welche kommerziellen oder politischen Gründe es gibt, bewusst Falschmeldungen zu streuen. Ich greife auch sehr gerne Themen auf, die die Klassen nachfragen.
Warum ist es wichtig, dass Medienkompetenz bei (Vor-)Schülerinnen und -Schülern in Form der BibLab-Workshops von der Stadtbücherei gefördert wird?
Eva Weiler: Wir leben in einer digitalisierten Welt. Schule – und die Gesellschaft insgesamt – muss Kinder und Jugendliche darauf vorbereiten und unterstützen, damit sie zum Beispiel recherchieren können. Die Stadtbücherei kennt sich mit Recherche und Bildung aus. Sie übernimmt Verantwortung in dem Bereich und bringt Schule und Digitalisierung zusammen – und die Lehrerinnen und Lehrer freuen sich über die tatkräftige Unterstützung.
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