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Handgriffe mit Fingerspitzengefühl

Porträt unserer Buchbinderei

Wie werden kaputte Bücher repariert? Wozu braucht man ein Falzbein oder die Lumbeck-Presse? Warum werden CDs und DVDs für die Ausleihe umgepackt? Wir lassen Sie hinter die Kulissen und über die Schulter unserer Buchbinderin Frau Frirdich schauen.

Behände nimmt Frau Frirdich das wackelige Buch aus dem Regal, das mit dem Wort „Buchpflege“ markiert ist. Sie weiß, was zu tun ist. Seit 37 Jahren arbeitet die Buchbinderin bei der Stadtbücherei. Der Einband von „Greg’s Tagebuch“ ist locker, einige Seiten haben sich aus dem Buchblock gelöst – das Buch muss neu gebunden werden. „Das ist normal. In Büchereien werden die Bücher stärker beansprucht als privat. So kommen die Defizite von günstigem Material und schneller industriellen Bindung stärker zum Vorschein“, weiß die Bibliotheksmitarbeiterin. „Gerade Reiseführer mit Kunstdruckpapier nehmen den Leim nicht so gut an wie holzhaltigeres Papier, brauchen dafür mehr Zuwendung bei uns“.

Schonend reißt Frau Frirdich alle übrigen Seiten aus dem Buchrücken, damit er so gut wie möglich erhalten bleibt. „Dann wird der Buchblock aufgestoßen, damit alle Seiten gerade beieinander sind“, erklärt und prüft sie. Je dicker das Buch, desto schwieriger. Als nächsten Schritt „kollationiert“ die Buchbinderin, kontrolliert also, ob alle Seitenzahlen vollständig und richtig angeordnet sind. Sie fächert den Buchblock schräg auf, nimmt ein spezielles Messer mit langer Klinge und entfernt mit einer leichten Streichbewegung den alten Leim, damit der neue gut halten kann.

Ohne Werkzeuge keine Buchbinderin

Um Frau Frirdich herum liegen neben dem Messer auch Schere, Falzbein sowie Leim, Folien, Umschläge und Hüllen als Arbeitsmittel. Gewichte, Bretter, Schneidemaschine, Pappschere und Pressen stehen in der Werkstatt bereit, zum Beispiel auch das sogenannte Lumbeck Gerät, welches von einem Herrn Lumbeck, zur fadenlosen Klebebindung erfunden wurde und nun Frau Frirdich bei der manuellen Klebebindung behilflich ist. Sie setzt den Buchblock im rechten Winkel in die Vorrichtung, spannt ihn fest und dreht ihn mit dem Buchrücken nach oben. Mit dem Pinsel streicht sie milchigen Buchbinderleim auf den aufgefächerten Buchrücken – erst in die eine, dann in die andere Richtung. „Nicht zu viel und nicht zu wenig, so dass die Oberfläche geschlossen ist, aber der Leim nicht in die Seiten läuft. Das muss relativ zügig gehen, damit der Leim an Ort und Stelle ist, bevor er anzieht“, erklärt sie.

Die Buchbinderin tupft ihre Finger kurz auf ein Tuch, „damit kein Leim auf die Seiten kommt“, und presst den frisch geklebten Buchblock noch einmal mit den Fingerspitzen zusammen. An der Presse dreht sie ihn in die Waagerechte und öffnet die Maschine. Danach wird der Block auf ein Brett abgesetzt, ein weiteres Brett darauf und etwa vier, fünf Kilogramm Gewicht beschweren ihn. „So wird der Block, durch den Leimauftrag, nicht dicker und passt wie vorher in den alten Deckel“, sagt Frau Frirdich. „Über Nacht lassen wir alles trocknen“.

Zeit heilt fast alle (Buch-)Wunden

Am nächsten Tag wird der Buchblock zurück in den Einband geklebt, nachdem auch dort alte Leimreste mit dem Messer entfernt werden: Die Buchbinderin streicht den frischen Leim mit dem Pinsel auf den Buchblockrücken und die Kanten, „immer nach außen, sonst läuft der Leim auf die Seiten“. Der Einband liegt auf dem Tisch bereit, die Buchseiten werden darüber „in der Luft angelegt“ und dann fest in das Kapitalband eingeklebt. Vorderer Buchdeckel hochklappen, hinterer ebenfalls – fertig. Damit der Kleber sich gut verteilt und „satt drinsitzt“, klopft die Buchbinderin mit dem Rücken des frisch gebundenen Buchs auf den Tisch. Erneut führt Zeit zum besten Ergebnis: Denn das Buch wird, außer dem Buchrücken, erneut zwischen zwei Brettern und einem Gewicht eine Nacht lang gepresst – und ist dann wieder bereit für die Ausleihe. „Am besten fände ich, wenn alle lernen würde, wie sich Papier verhält und die Bücher pfleglich(er) behandeln würden“, sagt Frau Frirdich augenzwinkernd. Sie rät Kundinnen und Kunden, gerissene Seiten und kaputte Bücher nicht selbst zu behandeln, sondern das der Buchbinderei zu überlassen.

Kreative Fertigkeiten gefragt

Es ist ein Genuss, der Handarbeit von Frau Frirdich zuzuschauen, wie die Handgriffe am Buch, mit dem Pinsel oder dem Falzbein fein und präzise fließen. „Ich muss die Fertigkeiten anwenden, damit ich in Übung bleibe“, sagt sie. Neben Reparaturen am Buch führen sie und ihre Kollegin jeden Tag Tätigkeiten aus, die neue Medien haltbarer machen: Sie verpassen Buch-Neuzugängen eine Schutzfolie, genannt Folierung. Mehrmals in der Woche packen die beiden Buchbinderei-Mitarbeiterinnen neugekaufte audiovisuelle Medien um in dünnere Hüllen – aus einem einfachen Grund: um Platz in den Ausleihregalen zu sparen und mehr Medienauswahl anbieten zu können.

Ab und zu sind die kreativen Fähigkeiten aus der Buchbinderei zudem bei anderen Print-Materialien wie Plakaten oder bei der Herstellung von Kästchen, Schachteln oder Buchbinder-Produkten gefragt. „Ich freue mich sehr, wenn ich zum Beispiel ein Gästebuch von A bis Z fertigen darf, vom hochwertigen Papier über den zum Titel passenden Einband, vielleicht aus Leder, bis zum fertigen Buch“.

Buchpflege in Bildern

Erster Schritt bei der Buchpflege: Seiten säubern.
Zweiter Schritt: Buchblock aufstoßen.
Nächster Schritt: Buchblock in die Lumbeck-Presse einspannen.
Nächster Schritt: Buchbinderleim auftragen.
Letzter Schritt: Buchblock in den Einband einsetzen.

Folieren Schritt für Schritt

Vor dem Folieren der neu erworbenen Bücher wird der lose Einband festgeklebt...
... und bündig abgeschnitten.
Die passende Foliengröße wird ausgewählt.
Das Buch wird auf die Folie gelegt.
Die Klebefolie wird glatt gestrichen, damit sich keine Luftblasen bilden.
Am Buchrücken wird die Folie mit dem Falzbein umgeschlagen und verklebt. Danach ist das Buch ausleihbar und gut geschützt.

Menschen mit besonderen Bedürfnissen

Besondere Bedürfnisse erfordern spezielle Medien- und Serviceangebote. Erfahren Sie hier mehr dazu.

Ausleibereich Erdgeschoss (Foto: Buck)

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